Discussion:
Gartenbeet (nicht mehr) umgraben ?
(zu alt für eine Antwort)
D. Gaffrey
2005-06-02 13:32:10 UTC
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Hallo,

auf wenn es momentan nicht die Jahreszeit hierzu ist,
möchte ich Euch fragen:

Ich überlege zusammen mit meinem Schwiegervater (er ist erfreulich
aufgeschlossen!), wie man bisherige Bewirtschaftungsweisen auf
ökologischere und auch vom Aufwand/Ertrag erfolgreichere umstellen kann.

Bisher wurde das Beet, wie klassisch üblich, zu Wintersbeginn
umgegraben, - seit man eine Motorfräse hat auch (tief)gefräst.
Der Regenwurm z.B. mag das ja nun leider gar nicht.
So ist die direkte Beobachtung u.a., daß in den Parzellen, die länger
unberüht stehen (Schwarzwurzel), sich viel mehr Regenwürmer tummeln.
Allerdings ist dennoch dieser Boden so dicht gelagert, daß er mechanisch
bearbeitet wird (werden muß).

Nun ist es ja der Wunsch, einen so tiefgründigen, humusreichen und von
der Struktur krümelartigen Boden zu haben, daß man das "Umgraben" den
Würmern überlassen kann. Trifft dies aber nicht zu, so kommt aber
andererseits bei sehr dichten Böden um eine mechanische Auflockerung
nicht herum.

Wie aber nun den Übergang gestalten?
Den dichten, lehmigen (bzw. tonreichen) Boden hinsichtlich
Luftdurchlässigkeit und nutzbare Wasserkapazität (Einbringung von groben
gehäckseltem organischem Materiel, z.B. Rinde, und auch z.B. Sand) zu
verbessern und GLEICHZEITIG das Bodenleben zu fördern (ggf. aktiv
Regenwürmer aussetzen).

Mache ich am besten einmal eine "Radikalkur"? Jede Menge Rindenmulch und
Sand etc. ankarren und mechanisch über den angestrebten Wurzelbereich
einarbeiten, dazu ggf. bis zum optimalen PH-Wert mit großen Mengen
aufkalken - und dann im nächsten Frühjahr meine Wurmkulturen ausbreiten?

Denn wie soll ich "Schritt für Schritt" das Ziel erreichen?
Aufgebrachtes (feingehäckseltes) organisches Material wird ja noch
nicht, weil noch kaum vorhanden, von den Würmern eingearbeitet. Und
einfräsen darf ich wiederum nicht, um die wenigen nicht zu vertreiben
(oder zu zerhacken, wenn sie nicht schnell genug flüchten können.
Die Pflanzen selbst kümmern, da die oft beschriebene Auflockerung in der
Pflanzrille mit einem Sauzahn längst noch nicht reicht.

Danke für Hilfe!

Dieter
Willmut
2005-06-02 16:28:46 UTC
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Post by D. Gaffrey
Bisher wurde das Beet, wie klassisch üblich, zu Wintersbeginn
umgegraben, - seit man eine Motorfräse hat auch (tief)gefräst.
Der Regenwurm z.B. mag das ja nun leider gar nicht.
Frei nach Heinz Erhard:

Ein Regenwurm war schlechter Dinge,
vor Einsamkeit hat er geweint.
Dann traf ihn die Fräserklinge
Nun hat er einen Freund!
Post by D. Gaffrey
Nun ist es ja der Wunsch, einen so tiefgründigen, humusreichen und von
der Struktur krümelartigen Boden zu haben, daß man das "Umgraben" den
Würmern überlassen kann. Trifft dies aber nicht zu, so kommt aber
andererseits bei sehr dichten Böden um eine mechanische Auflockerung
nicht herum.
Wie aber nun den Übergang gestalten?
Ich bin mit einem 1 maligem durchgehen mit einer Motorhacke auf ca 25cm
tiefe bisher ganz gut hingekommen. Früher war das im Sommer ein sehr
harter, tiefrissiger Lehmboden, heute ist er recht locker. Wenn Du den
Boden lockern willst ohne in umzuschichten, dafür eignet sich ein
Sauzahn ganz gut. Der reißt den Boden tief auf ohne ihn umzuwühlen. Fast
ebenso gut aber effektiver in der Arbeit ist ein Grubber mit 3 Zinken.
Am besten sind die, die an den Spitzen richtige "Pfeilspitzen" haben und
nicht nur vorne angespitzt sind
Post by D. Gaffrey
Den dichten, lehmigen (bzw. tonreichen) Boden hinsichtlich
Luftdurchlässigkeit und nutzbare Wasserkapazität (Einbringung von groben
gehäckseltem organischem Materiel, z.B. Rinde, und auch z.B. Sand) zu
verbessern und GLEICHZEITIG das Bodenleben zu fördern (ggf. aktiv
Regenwürmer aussetzen).
Anfangs jedes Jahr hatte ich im Herbst eine Schicht Stallmist mit viel
Strohanteil untergehackt, das hat dem Boden sichtbar gut getan.
Post by D. Gaffrey
Mache ich am besten einmal eine "Radikalkur"? Jede Menge Rindenmulch und
Sand etc. ankarren und mechanisch über den angestrebten Wurzelbereich
einarbeiten, dazu ggf. bis zum optimalen PH-Wert mit großen Mengen
aufkalken - und dann im nächsten Frühjahr meine Wurmkulturen ausbreiten?
Rindenmulch ist zwar in aller Munde, ich denke, es macht eher Schaden
als Nutzen, zumindest auf Nutzflächen hat das nichts zu suchen.
Post by D. Gaffrey
Die Pflanzen selbst kümmern, da die oft beschriebene Auflockerung in der
Pflanzrille mit einem Sauzahn längst noch nicht reicht.
Geduld ist wichtig. Einen schlechten Boden kannst Du nicht von einem
Jahr aufs nächste topfit machen. Rechne mal mit 5 bis 6 Jahren und freue
Dich auch an kleinen Fortschritten.
Viel Erfolg, Willmut
Frank Lassowski
2005-06-02 17:52:18 UTC
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Post by Willmut
Ein Regenwurm war schlechter Dinge,
vor Einsamkeit hat er geweint.
Dann traf ihn die Fräserklinge
Nun hat er einen Freund!
ähem... Du meinst also, 1 geteilter Regenwurm sind 2 gute Regenwürmer?

Leider nicht, das Hinterende stirbt ab, häufig auch der Vorderteil, je
nachdem, wo die Amputation stattgefunden hat.

Oder hab ich was in den falschen Hals bekommen....

Frank
--
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Willmut
2005-06-02 20:03:34 UTC
Permalink
Post by Frank Lassowski
Post by Willmut
Ein Regenwurm war schlechter Dinge,
vor Einsamkeit hat er geweint.
Dann traf ihn die Fräserklinge
Nun hat er einen Freund!
ähem... Du meinst also, 1 geteilter Regenwurm sind 2 gute Regenwürmer?
Leider nicht, das Hinterende stirbt ab, häufig auch der Vorderteil, je
nachdem, wo die Amputation stattgefunden hat.
Oder hab ich was in den falschen Hals bekommen....
Neenee, Du hast schon recht. Der olle Busch hat sich da auch auf einen
Volksglauben verlassen.
Willmut

Gerhard Zahn
2005-06-02 18:01:32 UTC
Permalink
Am Thu, 02 Jun 2005 15:32:10 +0200 schrieb D. Gaffrey:

Hallo,
Post by D. Gaffrey
Ich überlege zusammen mit meinem Schwiegervater (er ist erfreulich
aufgeschlossen!), wie man bisherige Bewirtschaftungsweisen auf
ökologischere und auch vom Aufwand/Ertrag erfolgreichere umstellen kann.
nicht mehr umgraben kann, muss aber nicht ökologischer sein.
Das hängt sehr vom Bodentyp ab.
Post by D. Gaffrey
Bisher wurde das Beet, wie klassisch üblich, zu Wintersbeginn
umgegraben, - seit man eine Motorfräse hat auch (tief)gefräst.
Der Regenwurm z.B. mag das ja nun leider gar nicht.
Nein, der Regenwurm mag weder das Umgraben, noch das Fräsen.
Deshalb gibt es die meisten Regenwürmer immer noch in Wiesen, wo der
Boden bleibt, wie er ist. Und daran wirst du kaum etwas ändern.
Post by D. Gaffrey
So ist die direkte Beobachtung u.a., daß in den Parzellen, die länger
unberüht stehen (Schwarzwurzel), sich viel mehr Regenwürmer tummeln.
Allerdings ist dennoch dieser Boden so dicht gelagert, daß er mechanisch
bearbeitet wird (werden muß).
Logisch, Schwarzwurzelflächen haben zumindest mal ein Jahr totale
Ruhe. Und wenn der Boden so "dicht gelagert", also schwer ist, weil
sehr lehm- und tonhaltig, wird auch künftig eine Lockerung
erforderlich sein. Man muss dabei die Bodenschichten aber nicht
wenden, mit der Grabgabel so tief wie möglich lockern, täte es auch.
Die Regenwürmer sind aber auch davon nicht begeistert.
Post by D. Gaffrey
Nun ist es ja der Wunsch, einen so tiefgründigen, humusreichen und von
der Struktur krümelartigen Boden zu haben, daß man das "Umgraben" den
Würmern überlassen kann. Trifft dies aber nicht zu, so kommt aber
andererseits bei sehr dichten Böden um eine mechanische Auflockerung
nicht herum.
Eine Auflockerung muss, wie gesagt, die Bodenschichten nicht tauschen.
Das Umgraben oder Lockern den Würmern zu überlassen, fällt eher unter
Träumerei. :-)
Und wie bitte kommt in einem humusarmen, nicht tiefgründigem Boden der
über Jahre zugeführte Humus in tiefere Bodenschichten, wenn nicht
umgegraben wird?
Post by D. Gaffrey
Wie aber nun den Übergang gestalten?
Den dichten, lehmigen (bzw. tonreichen) Boden hinsichtlich
Luftdurchlässigkeit und nutzbare Wasserkapazität (Einbringung von groben
gehäckseltem organischem Materiel, z.B. Rinde, und auch z.B. Sand) zu
verbessern und GLEICHZEITIG das Bodenleben zu fördern (ggf. aktiv
Regenwürmer aussetzen).
Was heißt das Übergang? Willst du behaupten, der Boden wurde bisher
unökologisch bearbeitet und jetzt soll er von jetzt auf dann -
simsalabim - ökologisch bearbeitet werden?
Die Grenzen sind fließend und statt zu fräsen oder wendend
umzustechen, ist der Schritt hin zum Lockern ohne Schichtwechsel
längst keine Revolution.
"Regenwürmer aussetzen" fällt ebenfalls unter Träumerei. Wenn es ihnen
da gefällt, kommen sie von alleine, wenn nicht, wandern sie schneller
ab, als du sie aussetzen kannst. So manipulierbar ist die Natur selbst
im erwünschten Ökogarten nicht.
Post by D. Gaffrey
Mache ich am besten einmal eine "Radikalkur"? Jede Menge Rindenmulch und
Sand etc. ankarren und mechanisch über den angestrebten Wurzelbereich
einarbeiten, dazu ggf. bis zum optimalen PH-Wert mit großen Mengen
aufkalken - und dann im nächsten Frühjahr meine Wurmkulturen ausbreiten?
Du denkst sehr radikal. Meinst du, du kannst Öko in den Boden zwingen?
Was bitte hat Rindenmulch im Boden verloren? Wenn schon, dann
Rindenhumus oder Kompost.
Wie kommst du auf "jede Menge"? Auch von Kompost ist nicht "jede
Menge" einzuarbeiten, unter dem Motto "viel hilft viel". Du solltest
dich mal in der grünen Ecke, zu der du neigst, genauer umhören. Da ist
von 3 bis 5 Liter Kompost pro qm die Rede. Die Millimeter kannst du
kaum messen. Und von Untergraben ist ebenfalls nirgends die Rede,
sondern nur von oberflächlichem Einarbeiten.
Sand ist auf Dauer am besten geeignet, schweren Boden leichter zu
machen. Logisch, leichtere Böden enthalten eben mehr Sand, schwerere
mehr Tonanteile. Es muss aber auch der richtige Sand sein, nämlich
lehmfreier.
Mit großen Mengen aufkalken, ist auch nicht. Auch das geht nicht
radikal, sondern nur in relativ kleinen Schritten.
Und die Aufgeschlossenheit deines Schwiegerpapas solltest du nicht mit
so einem Quatsch wie Wurmkulturen strapazieren.
Post by D. Gaffrey
Denn wie soll ich "Schritt für Schritt" das Ziel erreichen?
"Schritt für Schritt" war schon immer eine gute Methode. Und so viel
wirst du an dem bisher als Gartenboden tauglichen Boden auch wieder
nicht ändern können oder müssen.
Post by D. Gaffrey
Aufgebrachtes (feingehäckseltes) organisches Material wird ja noch
nicht, weil noch kaum vorhanden, von den Würmern eingearbeitet. Und
einfräsen darf ich wiederum nicht, um die wenigen nicht zu vertreiben
(oder zu zerhacken, wenn sie nicht schnell genug flüchten können.
Könntest du bitte mal aufhören, die im Boden vorhandenen Würmer zu
bevormunden? Es reicht völlig aus, wenn du vernünftig weitergärtnerst.
Post by D. Gaffrey
Die Pflanzen selbst kümmern, da die oft beschriebene Auflockerung in der
Pflanzrille mit einem Sauzahn längst noch nicht reicht.
"Die Pflanzen" dürften kaum kümmern, denn etliche kommen bestens mit
schwerem Boden zu recht. Bei den meisten reicht es schon aus, wenn man
sie hackt, mulcht, wässert und düngt. Da gibt's dann sogar
Regenwürmer, deren Bedeutung du aber überzubewerten scheinst.
Wenn man sich nämlich nur auf die Würmer verlässt, kann es leicht
sein, dass Kulturpflanzen kümmern. :-)

Ich wünsche dir ein paar schöne erste Gartenjahre, dann sieht die Welt
gleich etwas anders aus. :-)

Beste Grüße G e r h a r d
Waltraut Hummel
2005-06-02 19:04:27 UTC
Permalink
Hallo Dieter!
Post by D. Gaffrey
Bisher wurde das Beet, wie klassisch üblich, zu Wintersbeginn
umgegraben, - seit man eine Motorfräse hat auch (tief)gefräst.
Der Regenwurm z.B. mag das ja nun leider gar nicht.
So ist die direkte Beobachtung u.a., daß in den Parzellen, die länger
unberüht stehen (Schwarzwurzel), sich viel mehr Regenwürmer tummeln.
Allerdings ist dennoch dieser Boden so dicht gelagert, daß er mechanisch
bearbeitet wird (werden muß).
Geht es nicht, den Boden mit der Grabgabel zu lockern, ohne
umzustechen und dann das Unkraut aus dem gelockerten Boden zu entfernen?
Post by D. Gaffrey
Wie aber nun den Übergang gestalten?
Den dichten, lehmigen (bzw. tonreichen) Boden hinsichtlich
Luftdurchlässigkeit und nutzbare Wasserkapazität (Einbringung von groben
gehäckseltem organischem Materiel, z.B. Rinde, und auch z.B. Sand) zu
verbessern und GLEICHZEITIG das Bodenleben zu fördern (ggf. aktiv
Regenwürmer aussetzen).
So kompliziert würde ich es gar nicht machen. Mit Rasenschnitt mulchen
genügt wahrscheinlich vollauf. Das habe ich vor zwei Jahren erstmals
gemacht und war erstaunt, wie schnell die Mulchschicht jeweils
verschwand, weil die Regenwürmer sich das Material holten. Es war
phantastisch, welcher Unterschied bezeüglich Krümelstruktur im Jahr
darauf zu den anderen Beeten bestand. Seither wird bei mir gemulcht,
wo es nur geht. Nur im Gemüsebeet muss ich das sein lassen, um nicht
noch mehr Schnecken zu züchten als ohnedies schon da sind.
Post by D. Gaffrey
Denn wie soll ich "Schritt für Schritt" das Ziel erreichen?
Aufgebrachtes (feingehäckseltes) organisches Material wird ja noch
nicht, weil noch kaum vorhanden, von den Würmern eingearbeitet. Und
einfräsen darf ich wiederum nicht, um die wenigen nicht zu vertreiben
(oder zu zerhacken, wenn sie nicht schnell genug flüchten können.
Die Pflanzen selbst kümmern, da die oft beschriebene Auflockerung in der
Pflanzrille mit einem Sauzahn längst noch nicht reicht.
Sinnvoll wäre es da auch, abgeerntete Beete mit Gründüngung zu besäen.
Diese Pflanzen lockern den Boden auch tiefgründig, und zusätzlich
werden dann die abgefrorenen Pflanzen im Frühjahr leicht
eingearbeitet, wodurch sich noch zusätzlich eine Lockerung und
Humusanreicherung ergibt.

Liebe Grüße

Waltraut
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