"Ralf Gutzki" <***@hotmail.com> schrieb:
Nach ein paar Tagen Urlaub werd ich mal versuchen, die wesentlichen Fragen
dieses Threads gebündelt zu beantworten....
Vorab: (Kletter)Pflanzen sind Lebewesen in einer jeweiligen Umgebung. Sie
können zwar nicht laufen oder denken, aber was sie (artgemäß und
individuell) mehr oder unterschiedlich können, reicht unter Beachtung der
Umgebungsvariablen (gebauter) Umwelt und eventueller Pflege aus, um zu
jeder Allgemeinfeststellung/Regel eine gewisse Vielfalt von Ausnahmen zu
ermöglichen.
So ist es beispielsweise eine "Regel" (jedenfalls von mir), dass Efeu z.B.
weder Glas noch Blech ausreichend haftend bewächst, obwohl ich nur in den
Hof herabgehen muss, um für beides Ausahmen betrachten zu können.
Ursächlich hierfür ist der Maßstab den ich für "haftend" bewachsen
ansetzte. Er muss den allgemeinen maximalen Potenzialen entsprechen, die
sich aus Wuchshöhe, Gewicht, zusätzlichen Lasteinflüssen und Exposition
ergeben. Hedera helix mit einer potenziellen Wuchshöhe von 30 m über eine
Viertelkreisförmige Fläche, dann deinem Eigengewicht von mehreren Tonnen
und bei entsprechender Polsterdicke mit der Wuchshöhe zunehmenden
Windlasten, haftet also ggf. ein wenig auf strukturiert beschichtetem
Blech, findet Halt im Überlappungsbereich von Blechen und sonstwo an einer
Blechhütte, aber er ist deshalb nocht lange nicht einsetzbar, um z.B. die
Blechfassade eines Hochregallagers verlässlichlich zu begrünen (auch wenn
es anfangs für vielleicht bis zu 5 Jahre) mitunter so aussehen könnte.
1.Zu Efeu und Knöterich an einer Fassade im Schatten.
Prinzipiell ist das denk- und machbar. Ein durch entsprechende
Kletterhilfen (eher vertikal orientiert, weitmaschig, sehr großer
Wandabstand) für Schlingpflanzen und Schnittmaßnahmen licht gehaltener
Knöterichbewuchs könnte sogar einen Efeubewuchs direkt auf der Wand
begünstigen.
Aber die Sache hat - vor allem in dieser Kombination ggf. derart viele
Haken - dass ich diese Lösung als vermutlich unsinnig ansehe. Der äußerst
geringe Nutzen einer temporären und nicht flächigen Knöterichbegrünung an
einem eher ungeeigneten Standort, steht m.E. in keinem sinnvollen
Verhältnis zum Aufwand.
2. Efeu und Kletterhilfen.
Die einzige verlässliche "Kletterhilfe" für Efeu ist eine mehr oder weniger
rauh strukturierte Fläche an der Haftwurzeln durch Verwachsungen eine
formschlüssige Verbindung errreichen können. Damit wird unter naturnahen
Bedingungen eine Haftung (erforderliche Abreisskraft) erzielt, die um ein
Vielfaches größer ist, als das potenzielle Pflanzengewicht. Dazu ist
allerding s auch eine gewisse Oberflächenfeuchte erforderlich. Eine nicht
strahlend helle Oberfläche begünstigt zusätzlich die Bildung von
Haftwurzeln in der benötigten Richtung. Je eher die Oberfläche eines zu
begrünenden Objektes den in natürlicher Umgebung efeubewachsenen Flächen
(i.d.R. Felsen und Rinden) entspricht, desto wahrscheinlicher ist der
zügige flächige und dauerhaft erfolgreiche Bewuchs.
Unbeschichtete rauhe Steine und Putze kommen diesem Ideal besonders nahe,
es gibt aber auch Gewebe, die von Efeu sehr gut bewachsen werden. Deren
Befestigung an Bauwerken ist allerdings sowohl technisch als auch
gestalterisch problematisch.
An gebräuchlichen Stab- oder Seilstrukturen wächst Efeu vor allem mangels
Fläche und Lichtverhältnissen keinesfalls haftend. Z.B. ist es solange
rausgeworfenes Geld, für einen Efeu ein Drahtseil zu spannen, bis man sich
zu einem angemessenen Durchmesser (und ggf. einer geeigenten Ummantelung)
durchringt. Der dürfte irgendwo bei etwa 100 mm beginnen ;-)). Also kann
man auch gleich eine sägerauhe Schalbohle nehmen - die wäre wenigstens
kostengünstiger - bzw. eine entsprechende Steinverkleidung (ausreichend
tragfähig) vormauern.
Allerdings sind optisch kletterhilfenähnliche Stützkonstruktionen ggf
.angebracht, um trotz schlechter der eingeschränkter Haftung des Efeus oder
Verbund der Bauwerksoberfläche (Farbe/Putz/ggf. Klinker o.ä.) mit dem
Tragwerk eine Begrünung durch Haftwurzelkletterer zu ermöglichen. Diese
werden aber nicht bewachsen, sondern erst im Laufe der Zeit belastet.
Flächige oder räumliche Stab- oder Seiltragwerke können als scheinbare
Kletterhilfe eingesetzt werden und je nach Dichte und Anordnung von
Profilen und Knotenpunkten ist auch ein eher zufälliger Bewuchs möglich,
d.h. nicht auszuschließen. Kathinkas Maschendrahtzaun passt da
offensichtlich nicht - sie wird sich wohl weiterhin als Efeuflechterin
betätigen müssen.... Er würde wohl eher vom Efeu erobert, wenn sie ihn um
die Pflanze herum locker zusammenrollen würde ;-)) Aber dieses Überwuchern
wäre rein wachstumsbedingt und hat überhaupt nichts mit Kletterpflanze oder
gar Haftwurzeln zu tun - würde bis ca. 1,70 m Höhe sogar auch z.B. durch
Brennnesseln erfolgen...
Post by Ralf GutzkiDa Efeu negativ phototrop orientiert, also in den Schatten wächst,
werden die Efeutriebe in die Holzritzen kriechen. Auf lange Sicht
könnte dies zu Beschädigungen führen.
Das (unerwünschter Fugenverschluss - auch Dehnungsfugen und damit
Sopannungsverursachungen; Zerstörung von Dichtungen und schlimmstenfalls
Verzug oder Sprengwirkung durch Dickenwuchs) ist i.d.R der wesentliche und
übliche Grund, keine Flächen mit offenen oder nur bedingt verschlossen
Fugen (auch Metall, Keramik usw.) mit Selbstklimmern zu begrünen.
Bei Holzflächen beobachte ich immer wieder einen weiteren, den ich bisher
nicht schlüssig erklären kann. Offenbar gibt es einen Mechanismus (der hat
wohl vor allem mit Austrocknung und Alterung zu tun), der efeubewachsenens
Holz auszehrt - insbesondere bei Verbretterungen. Nach 20 oder 30 Jahren
hinter Efeu ist trotz Abschluss der Hölzer von Witterungseinflüssen jedes
(Nadelholz)Brett so morsch, dass es an trockenes Balsaholz erinnert.
Natürlich ist dafür vorrangig die Unmöglichkeit der Holzpflege (periodische
Schutzmaßnahmen) unter Direktbewuchs ursächlich.
Post by Ralf GutzkiDabei geht Thorwald wohl von Stürmischen Winden aus, die das Efeu
von der Wand reissen könnten. Wenn es ein windgeschützter Schuppen
von 1,80 m höhe ist, sehe ich da keine Probleme.
So in etwa - siehe oben.... Du wirst aber auch im Laufe der Zeit festellen,
dass die statisch wirksame Verbindung deines Efeus zum Schuppen durch
Haftwurzeln irgendwann weg ist, denn diese toten Pflanzenteile wachsen im
Gegensatz zum Trieb nicht mit (sekundärer Dickenwuchs) und reißen dadurch.
Alttriebe bilden keine Haftwurzeln. Dann kommt es darauf an, was deinen
Efeu zusätzlich in der Vertikale hält. Am 50 m hohen Wasserturm ist für
viele Jahrzehnte Platz für Jungtriebe mit frischen Haftwurzeln, an denen
die Pflanze hängt - _ggf._!!. auch _teilweiese_ vom Stamm getragen, aber
wie ist das, wenn keine weitere Flächenanbindung möglich ist?
Dann hilft entweder der Zufall, eine Reihe Siemens-Lufthaken oder
"gärtnerisches Heimwerkergefrickel" ;-)) Das dürfte bei einem Schuppen
natürlich weniger ein Problem sein, als z.B. an einer "halbhohen" Fassade
von z.B rund 6 m Höhe bis (vom Bewuchs frei zu haltender) Traufe.
Grüße
Thorwald Brandwein
--
www.biotekt.de