Hallo Leute,
Post by Gerhard ZahnBlattamaranth? Könnten die nicht dazu schreiben, wie das Zeugs auf
deutsch heißt? :-)
Genau - hätte da "Roter Meier" gestanden, hätte jeder etwas damit
anfangen können. Der kann sehr rot sein oder rote Stengel, Blattränder
und Blattadern haben. Das ist eine alte Gemüsepflanze, die wie der Gute
Heinrich und die Gartenmelde des heute häufiger angebauten Spinats ist.
Er trägt den lateinischen Namen Amaranthus lividus var. rubrum und ist
in Mitteleuropa heimisch. Er ist ein Blattgemüse und insofern passt die
Bezeichnung schon. Es kann natürlich auch eine andere Variation von
Amaranthus lividus sein, z.B. der Weiße Meier, der in Wirklichkeit die
grüne Form des Meiers ist oder der noch unkultivierte Vorlaufer der
beiden, der Wilde Meier- aber nach meiner Kenntnis ist der Rote Meier
in Mitteleuropa der meist angebaute Gemüseamaranth. Unter Botanikern
ist die deutsche Bezeichnung "Aufsteigender Fuchsschwanz" geläufiger
als die Bezeichnung roter Meier.
Amaranthus lividus var. oleraceus ist mir hingegen als Bezeichnung gar
nicht geläufig - gibt es denn da irgendwo eine Sortenbeschreibung, die
den Unterschied zu den anderen Meiern erhellen könnte? Im Vogel fand
ich zwar die Bezeichnung aber keine erhellende Beschreibung der
Variation. Die Bezeichnung ist für mich umso verblüffender, weil es
nach internationalen Listen drei Synonyme für Amaranthus lividus gibt,
es sind Amaranthus ascendens, Amaranthus blitum und Amaranthus
oleraceus. Da wäre also das Synonym gleich wieder die Bezeichnung für
die Variante und es wäre ebenso richtig zu schreiben Amaranthus
oleraceus var. oleraceus?
Der Rote Meier und seine weißen und wilden Genossen werden etwa 80 cm
hoch. Will man sie ins Staudenbeet setzen und die ganze
Pflanzenentwicklung beobachten, benötigen sie einen Pflanzabstand von
50 cm. Will man den Meier als Blattgemüse anbauen, dann beträgt der
optimale Abstand 6 cm in der Reihe und 30 cm zwischen den Reihen, er
wird dann noch jung mehrfach beerntet. Gesät wird Anfang Mai direkt ins
Freiland. Er verträgt es, solange er noch jung ist, verpflanzt zu
werden, was aber nur im Staudenbeet Sinn macht. Geerntet werden die
Triebspitzen und die jungen Blätter im Gemüseanbau frühestens, wenn
sich das vierte Blatt nach den Keimblättern entwickelt. Wenn man wie
bei der Melde und anderen Blattgemüsen darauf achtet, dass immer
ausreichend Blattachsen für einen Neuaustrieb stehen bleiben, kann man
mehrfach ernten. Um die Pflanze nicht zu sehr zu schwächen, bleiben
immer zwei drei gesunde Blätter über den Keimblättern stehen. Bei der
beschriebenen Anbaumethode benötigt der Rote Meier immer ausreichend
Wasser. Wird er einmal oder gar mehrfach zu trocken, vertrocknen erst
die unteren Blätter vorzeitig, es werden keinen neuen Blätter gebildet,
er kommt zur Notblüte und vertrocknet dann meist ganz - ebenfalls
angeraten wird eine Düngung mit N-Düngung mit 30-40 kg/ha nach jedem
Schnitt. Will man die blühende Pflanze im Staudenbeet wachsen lassen
und sich auch an einer kräftigen Blüte erfreuen, lässt man sie vor der
ersten Ernte deutlich größer werden. Geerntet werden die jungen Blätter
in diesem Fall erst nach der Bildung von Seitentrieben, deren Bildung
man durch die Beerntung der Triebspitzen verstärken kann. Nach
Möglichkeit sollte man den roten Meier nicht aussamen lassen. Auf
Boden, der ihm zusagt, hat man sonst im folgenden Jahr nach jedem
Regenguß immer wieder unzählige Amaranth-Pflänzchen auszuhacken - nicht
selten überstehen die Samen sogar die Kompostierung - so findet er sich
bald in allen Beeten.
Was ich damit anfangen soll, dass mir im Herbar Ratzenberger auch ein
"Rotter Meier" (Amaranthus blitum rubeum), ein "Weißer Meier"
(Amaranthus blitum album) und ein "Wilder Meier" (Amaranthus blitum
sylvestre) begegnen - wird mir wohl nur einer mit dem Geheimwissen der
Entstehung und Veränderungen der lateinischen Namensgebung beantworten
können. Warum heißt es denn einmal rubeum und im anderen Fall rubrum?
Noch rätselhafter ist mir die Bezeichung "Rotter Meier" - diese
deutsche Bezeichnung konnte ich nämlich auch mit Hilfe der Etymologie
nicht entschlüsseln und vermute deshalb einen Tipfelher im Herbar
Ratzenberger - mit Rotte hat das ja wohl nichs zu tun.
Was ich von lateinischen Namen wie Amaranthus lividus var. ascendens
halten soll, ist mir ebenfalls unklar - das wäre dann ein aufsteigender
aufsteigender Fuchsschwanz. Ist das botanisch so etwas wie eine
doppelte Verneinung? Und was ist mit Amaranthus lividus subsp. lividus
var. ascendens, den ich auch gefunden habe? Steigt der dreimal auf?
Noch rätselhafter ist mir die häufige Einordnung dieses heimischen
Amaranthus unter die Neophyten - immerhin soll er mindestens seit dem
16 Jh. in Mitteleuropa im Anbau sein und hier heimisch. Er taucht aber
nicht nur bei den Neophyten auf, sondern mindestens ebenso häufig in
Aufstellungen zu bedrohten oder besonders schutzwürdigen Pflanzen
Mitteleuropas. Wie ein heimisches Gewächs gleichzeitig bedrohlicher
Neophyt und bedrohte Pflanze sein kann, muss mir mal ein Profi
erklären!
Im allgemeinen Hype asiatischer insbesondere chinesischer Salate könnte
der als Probe dargebotene Blattamaranth allerdings auch Amaranthus
tricolor oder Amaranthus dubius sein. Die ich beide schon als
asiatisches Blattgemüse im Handel entdecken konnte. Aber warum wird
auch der einheimische Amaranthus lividus heutzutage als asiatische
Spezialität z.B. vom Pflanzentreml angeboten? Liegen die Ursachen in
der besseren Vermarktungsmöglichkeit? Noch spannender ist die Frage,
weshalb sowohl Amaranthus tricolor als auch Basella rubra als
Malabarspinat gehandelt werden. Beide stammen wohl aus Südasien und
beide haben das größte Sortenspektrum in Indien, doch handelt es sich
keinesfalls um die gleichen Pflanzen. Amaranthus tricolor, der
dreifarbige Amarant, ist wohl wegen seiner zierenden Eigenschaften
schon früh nach Europa gelangt, was durch italienischen Herbarien aus
dem 16. Jahrhundert belegt ist. Er wurde schon damals auch gegessen.
Der dickblättrige Malabarspinat mit seinem schleimigen Saft im übrigen
auch.
Ganz grundsätzlich werden nach meinem Wissensstand im übrigen die
Blätter aller Amaranth-Sorten irgendwo auf der Welt als Blattgemüse
verwendet - insofern ist jeder Amaranth auch ein Blatt- oder
Gemüseamaranth. Hoffen wir, dass das wirklich stimmt und nicht auch
irgendwo ein giftiger Amaranth auf diesem Globus wächst.
Gruß
Bernhard
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